Historischer Machtwechsel in Potsdam: Noosha Aubel gewinnt Oberbürgermeisterwahl

Nach 35 Jahren endet die sozialdemokratische Ära im Potsdamer Rathaus. Die parteilose Kandidatin Noosha Aubel hat die Stichwahl am Sonntag deutlich für sich entschieden und wird neue Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt.

Bei der Stichwahl am Sonntag setzte sich Aubel klar gegen ihren Kontrahenten Severin Fischer von der SPD durch. Die 49-Jährige gewann alle 131 Wahlbezirke und wurde von einem breiten Bündnis aus Grünen, Die Andere, Die Partei, Volt, dem Wagenknecht-Ableger BfW und der Tierschutzpartei unterstützt.

Vorläufiges Endergebnis der Stichwahl

Noosha Aubel (parteilos): 72,9 Prozent
Severin Fischer (SPD): 27,1 Prozent

Telefonat am Tag danach

Wir haben am Morgen nach dem Wahlsonntag mit Potsdams neuer Oberbürgermeisterin telefoniert – und gefragt, ob Sie schon verarbeitet hat, was da passiert ist:

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    Historischer Machtwechsel in Potsdam: Noosha Aubel gewinnt Oberbürgermeisterwahl Paul Schröder

 

Ende einer langen Tradition

Seit 1990 stellte die SPD ununterbrochen die Potsdamer Oberbürgermeister: Auf Horst Gramlich (1990–1998) folgten der spätere Ministerpräsident Matthias Platzeck (1998–2002), Jann Jakobs (2002–2018) und Mike Schubert (2018-2025). Diese mehr als drei Jahrzehnte währende Kontinuität findet nun ein Ende. Die vorgezogene Neuwahl war notwendig geworden, nachdem Mike Schubert im Mai nach Kritik an seiner Amtsführung in einem Bürgerentscheid abgewählt worden war.

Eindeutiger Wahlverlauf

Bereits beim ersten Wahlgang am 21. September hatte Aubel mit 34 Prozent deutlich vor Fischer (16,9 Prozent) gelegen. Da niemand die erforderliche absolute Mehrheit erreichte, kam es zur Stichwahl. Die Auszählung am Sonntagabend bestätigte den Trend mit einem klaren Ergebnis: Aubel konnte flächendeckend in der Stadt überzeugen.

Spannung am Wahlabend

Während im Nikolaisaal die offizielle Wahlveranstaltung der Stadt stattfand, verfolgte Aubel das Geschehen im Haus der Frauen am Alten Markt gemeinsam mit Unterstützerinnen und Weggefährten. Mit jedem ausgezählten Wahlbezirk, in dem sie vorne lag, brandete Jubel im Saal auf. Als mehr als die Hälfte der Bezirke ausgezählt war und Aubel überall die Mehrheit holte, skandierte das Publikum ihren Namen. Im Laufe des Abends lief im Haus der Frauen das Lied „Wind of Change“ von den Scorpions – ein Slogan, den Aubel vor der Stichwahl auf ihre Wahlplakate hatte drucken lassen.

Fischer gesteht Niederlage ein

Severin Fischer räumte im Regine-Hildebrandt-Haus die deutliche Niederlage ein und gratulierte Noosha Aubel zu ihrem Sieg. Es sei bereits ein Erfolg gewesen, die SPD nach der Abwahl von Mike Schubert überhaupt noch in die Stichwahl gebracht zu haben. „Darauf bin ich stolz“, sagte Fischer. Die SPD habe jedoch nicht aufholen und das Ergebnis nicht mehr drehen können.

Unter lautem Applaus verabschiedete sich Fischer von seinen Unterstützern: „Potsdam hat einen großen Platz in meinem Herzen. Das wird auch in Zukunft so sein. Das war eine tolle Möglichkeit. Potsdam ist eine wundervolle Stadt mit vielen tollen Menschen.“ Ab 15. Oktober wird Fischer wieder als Wirtschaftsstaatssekretär in Berlin tätig sein.

Reaktionen zur Wahl

Interims-Oberbürgermeister Burkhard Exner (SPD), der nach Schuberts Abwahl die Amtsgeschäfte kommissarisch führte, zeigte sich trotz der Niederlage der SPD gegenüber den Potsdamer Neuesten Nachrichten gesprächsbereit: „Wir kennen uns und fangen nicht bei Null an. Die Sachprobleme bleiben nach diesem Abend die gleichen.“

Weitere Informationen

Das offizielle Endergebnis der Stichwahl wird in den kommenden Tagen vom Wahlausschuss bestätigt. Erst danach gilt Noosha Aubel formal als gewählte Oberbürgermeisterin. Die Wahlbeteiligung und detaillierte Ergebnisse werden auf der Webseite des Landes Brandenburg unter wahlergebnisse.brandenburg.de veröffentlicht.

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